Die LET'S CEE Kuratoren für den Kurzfilm-Wettbewerb, Arash und Arman T. Riahi, über ihre diesjährige Auswahl:
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Die BesucherInnen des LET’S CEE Film Festivals sind zumindest in einer Sache vereint: Sie sitzen gemeinsam im Kino und sehen den heurigen Kurzfilmwettbewerb (zum Thema „Together or Apart“, bei freiem Eintritt, wohlgemerkt!). Generell hat man ja momentan den Eindruck, Unterschiede zählen mehr als Gemeinsamkeiten. Es ist schwierig, in einer Welt die auf Differenzen baut, das Gemeinsame hervorzuheben. Aber es ist möglich und das Kino ist ein Ort an dem die gemeinsame Liebe zu Geschichten, zu Bildern, zu Emotionen regiert. Im Kino können wir unsere Differenzen – zumindest für die Länge des Kurzfilmblocks – hinter uns lassen. Was nicht heißt, dass wir uns danach die Köpfe einschlagen sollten. Denn das Kino fördert unsere Fähigkeit zum Diskurs und beflügelt unsere Fantasie – zwei wichtige Eigenschaften, von denen wir heute das Gefühl haben, sie kämen mehr und mehr abhanden.
Eine Sommerresidenz in Ex-Jugoslawien, die täglich die besten Speisen auftischt, nur weil Marschall Tito möglicherweise auf Besuch kommen könnte (Éclair). Die Möglichkeit eines Krieges mitten in Europa, und die Unmöglichkeit, damit zu leben (The Best Fireworks Ever). Das Hinterfragen alter Traditionen wegen eines technischen Fehlers in der Hochzeitsnacht (The Second Bullet). Das Ausbrechen einer starrköpfigen Jugendlichen aus heteronormativen Strukturen und ein feministischer Anschlag auf das religiöse Patriarchat (Would You Look at Her). Die Welt aus den Augen eines Kindes, das anders ist als die anderen (Hide and Seek). Die Rückkehr zur Vergangenheit, die von Unsicherheit, aber auch von Hoffnung geprägt ist (Into the Blue). Das bevorstehende Zerbrechen einer innigen Freundschaft (Dancing Girls). Ein unwahrscheinliches Wiedersehen in einem fremden Land (Die Geschichte vom Eisbär, der nach Afrika wollte). Die zufällige Begegnung mit einem Fremden, die einen an der eigenen Vergangenheit zweifeln lässt (The Hitcher). Die Wahl zwischen Richtig oder Falsch, verlassen zu werden oder blind zu folgen (Forgive Me). Eine Frage der Moral vs. eine Frage des Geldes (Welcome). Die Gelegenheit eines Neuanfangs für einen herunterge-kommenen, boxenden Weihnachtsmann (Knockdown). Eine verspiegelte Aufzugkabine, in der die Wirklichkeit unendlich oft variiert (Reflections Full of Life). Die ruhige Reflexion über das Leben und die Menschheit auf einem See (They Come from the Center oft the World). Oder der Tod des Bruders, der untrennbar mit dem eigenen Schicksal verbunden ist (I’m Staying). Das sind Kurzfilme, die ihren großen Vorbilden um nichts nachstehen, wenn es darum geht, Gedanken zu evozieren, dem Publikum die eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen vor Augen zu führen. Denn für das Fortleben unserer Gemeinschaft erscheint heute kaum etwas wichtiger, als die Fähigkeit, die eigenen Fehler zu erkennen und einzugestehen. Sogar wenn man Gefahr läuft, verspottet zu werden. Mit guten Filmen ist es wie mit guten Freunden: Sie schaffen es, uns zu entblößen.
Wir wünschen eine gute Projektion!