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02. April 2018

Dokumentarfilm-Wettbewerb

Die LET'S CEE Kuratorin für den Dokumentarfilm-Wettbewerb, Rada Šešić, über ihre Auswahl:

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Sich hunderte von Filmen anzusehen und auf eine Auswahl von zehn einzugrenzen, ist nicht einfach. Besonders, wenn es um Filme aus Zentral- und Osteuropa geht, wo eine traditionell starke Dokumentarfilmproduktion gepflegt wird und wo es viele muti-ge AutorInnen gibt, die gute, fesselnde und relevante, oft bissige Filme machen, ohne dabei Humor und Charme zu vernachlässigen. Mit großem Respekt bin ich stets interessiert daran zu sehen, wie ein Künstler oder eine Künstlerin eine Geschichte in eine filmische Sprache übersetzt, die ansprechend ist und das Publikum emotional und intellektuell stimuliert. Einige brisante Themen waren dabei heuer im Fokus: Fremdenfeindlichkeit, soziale Herausforderungen, Ungerechtigkeit, Angst und Misstrauen – sowie Sport. Ohne darauf zu achten, habe ich letztendlich fünf Filmemacherinnen und fünf Filmemacher ausgewählt. Die meisten von ihnen präsentieren ihre Debütwerke, alle von ihnen widmen sich bravourös anspruchsvollen und komplexen Geschichten.

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No Place for Tears von der starken türkischen Stimme Reyan Tuvis bringt uns die Tragödie der Bewohner von Kobanê nahe. Mit viel Respekt und Empathie begibt sich die Regisseurin dabei in das Leben ihrer Protagonisten. In ihrem Debütfilm Undercovered porträtieren Sabrina Begović-Ćorić und Nejra Latić Hulusić junge muslimische verschleierte Frauen im heutigen Sarajevo. Die verspielte Herangehensweise bringt Witz in die Thematik, regt aber auch zum Nachdenken an. Die polnische Regisseurin Marta Prus schuf ihr Erstlingswerk Over the Limit über das harte Training einer russischen Gymnastin mit einem sehr reizvollen Charakter, lyrischer Kameraarbeit und großartiger Dramaturgie. Auch die Kroatin Bojana Burnać beeindruckt mit ihrem Debüt My Life Without Air, in dem sie subtil einen eher unbekannten Unterwassersport beleuchtet. Anastasiya Miroshnichenko aus Weißrussland demonstriert in ihrem Film Debut einen einnehmenden visuellen Stil. Mit einem beinahe monochromatischen Ton unterstreicht sie die sich immer wiederholende Routine von Gefängnisinsassinnen sowie deren Abgeschiedenheit von der Außenwelt. In The White World According to Daliborek setzt der stets originelle Regisseur Vít Klusák einen irgendwie lustigen, irgendwie absurden, aber ernüchternden Charakter in Szene, der fest für seine rechtsextremen Ideen einsteht. When the War Comes vom tschechischen Regisseur Jan Gebert handelt auch von einem Rechtsextremen, nämlich einem Slowaken, der sich mit seiner paramilitärischen Gruppe auf den Krieg vorbereitet. Der Litauer Arūnas Matelis wiederum wirft in seinem bestechenden, geschickt umgesetzten Film Wonderful Losers: A Different World ein ungewöhnliches Licht auf die verborgene Seite des Elitesportevents Giro d’Italia. Und der ungarische Filmemacher Balázs Simonyi erzählt in Ultra mit starkem Sportsgeist das psychologische Drama der Teilnehmer eines irren Marathons von 246 Kilometern. Leidenschaft ist auch für den Protagonisten des mazedonischen Erstlingsfilms Avec l’amour von Ilija Cvetkovski entscheidend. Ein Lehrer mit winzigem Gehalt hat bereits 102 Oldtimer gesammelt. Was stellt er nun mit ihnen an?

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