Im Jahr 2018 gibt es viele Gedenktermine, darunter den 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges. Mit der Retrospektive Women and War präsentiert das LET’S CEE Film Festival, zusammen mit dem Zukunftsfonds der Republik Österreich und der VHS Wiener Urania, eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl von Dokumentar- und Spielfilmen aus dem Archiv EFG1914 – insgesamt neun Lang- und Kurzfilme. Die meisten Produktionen sind absolute filmische Raritäten und werden erstmals in Österreich zu sehen sein. Ziel der Retrospektive ist eine Sensibilisierung für und der Austausch von Wissen über europäische Geschichte. Der Schwerpunkt liegt – siehe Titel – auf der Rolle von Frauen im Krieg. Dabei geht es nicht so sehr um Frauen als Opfer, sondern um solche, die aktiv und kämpferisch am Krieg teilgenommen haben und damit in ihren jeweiligen Heimatländern für großes Aufsehen sorgten, wie die junge Rumänin Ecaterina Teodoroiu, deren Geschichte gleich in zwei Filmen – einem von 1931, einem von 1978 – erzählt wird.
Konfinanziert von der EU und Teil des Europeana Networks, ist European Film Gateway / EFG1914 ein Digitalisierungsprojekt, das sich auf Filme und nichtfilmisches Material aus dem Ersten Weltkrieg konzentriert. Hauptergebnis des EFG-Projekts ist das Online-Portal www.europeanfilmgateway.eu, das erstmals in diesem Umfang Zugang zu zahlreichen Fotos, Filmen, Texten und anderem Material aus europäischen Filmarchiven bietet. Das Projekt deckt u.a. Wochenschauen, Dokumentar- und Spielfilme sowie Propagandafilme ab. Darüber hinaus bietet EFG1914 Zugang zu Antikriegsfilmen, die hauptsächlich nach 1918 produziert wurden. Dieses Material ist von besonderer Bedeutung, da nur etwa 20 Prozent der gesamten Stummfilmproduktion in den entsprechenden Filminstitutionen erhalten blieben.
Die Retrospektive wird am Samstag, 14. April, im Mittleren Saal der VHS Wiener Urania eröffnet und in den folgenden Festivaltagen dort fortgesetzt. Um die Retrospektive einem breiten Publikum zugänglich zu machen, mit besonderem Augenmerk auf sozial benachteiligte Bürgerinnen und Bürger, Schüler und Studierende, werden alle Vorführungen und Veranstaltungen bei freiem Eintritt angeboten. Vier der Stummfilme (For You, Poland; Glory to Us, Death to the Enemy; The Heroine from Jiu; The Last Night) werden mit Live-Klavierbegleitung durch den polnischen Pianisten und Bandleader Maciej Łyszkiewicz angeboten. Eine ebenfalls frei zugängliche Podiumsdiskussion mit Historikerinnen, Soziologinnen, Publizistinnen sowie mit Frauen, die von aktuellen oder vergangenen Kriegen betroffen sind (wie der ruandischen Schauspielerin Eliane Umuhire, der türkischen Filmregisseurin Reyan Tuvi und der 89-jährigen Holocaust-Überlebenden Helga Feldner-Busztin), wird das Programm abrunden.
Schaut genauer hin: PROGRAMM WOMEN AND WAR
Wie hat sich die Rolle der Frauen in bewaffneten Konflikten und Kriegen im Verlauf der Zeit verändert? Lösen sich tradierte geschlechtsspezifische Zuordnungen – Sicherheit und Schutz als Männerthema, Frieden und Stabilität als das von Frauen – mehr und mehr auf, oder nicht? Sind Frauen besser geeignet, den Frieden zu erhalten bzw. wieder herzustellen? Welche Bedeutung kommt der Erziehung und welche der Gesellschaft zu, für das eigene Rollenverständnis und für den Umgang mit Gewalt? Diesen und anderen Fragen wird eine Runde von Expertinnen in der Diskussion „Women and War“ auf den Grund zu gehen versuchen. Zudem werden zwei Filme aus dem diesjährigen LET’S CEE-Programm, die sich diesem Thema widmen, kurz vorgestellt. Die Diskussion erfolgt in englischer Sprache.
Gäste: Eliane Umuhire (Schauspielerin, Birds Are Singing in Kigali), Helga Feldner-Busztin (Holocaust-Überlebende), Reyan Tuvi (Regisseurin, No Place for Tears)
Moderation: Otto Friedrich (Die Furche)