TwitterYouTube

24. September 2016

„Rumänien: vier Heimaten“

Das Rumänische Kulturinstitut in Wien, die Botschaft von Rumänien in Wien und das LET‘S CEE Film Festival präsentieren die Österreich-Premiere des Dokumentarfilms „Rumänien: vier Heimaten“ | „România: patru patrii“ (Rumänien 2015, Regie und Drehbuch: Alexandru Solomon, Produzentin: Ada Solomon, 53 min.). Die Veranstaltung steht am Beginn von Norman Maneas Lesereise durch Österreich, bei der er seinen neuen Essayband „Wir sind alle im Exil“ (Hanser Verlag, 2015) vorstellt.

Der Film wird am Mittwoch, 28. September um 20:30 Uhr im Village Cinema Wien Mitte (Landstraßer Hauptstraße 2A, 1030) in deutscher Version präsentiert. Anschließend findet eine Q&A-Runde mit dem Schriftsteller Norman Manea und der Produzentin Ada Solomon statt. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist frei mit Anmeldung bis 26. September unter uawg@rkiwien.at.

Die Hauptgestalten des Films sind Norman Manea, Gabriela Adameşteanu, Mircea Cărtărescu und Florin Lăzărescu. Vier Schriftsteller, vier Schreibstile und vier unterschiedliche Generationen, aber ein einziges Land: Rumänien, ein vergleichsweise junges Land, enttäuscht über sein schlechtes Image im Ausland, deprimiert oder exaltiert über seine jüngste Geschichte und/oder einfach nur irritiert über die periphere Lage in Europa. Und trotzdem voller Humor. Für Norman Manea bedeutet Rumänien auch die Erfahrung des Exils: als Fünfjähriger wurde er in ein Konzentrationslager deportiert, aus dem er vier Jahre später zurückkehrte. Im Alter von 50 Jahren, in der Endphase des Ceauşescu-Regimes, ging er ins Exil in die USA. Mit im Gepäck war die rumänische Sprache: der politische Flüchtling schrieb stets über sein Heimatland, dem er nach wie vor verbunden ist. Gabriela Adameşteanu widmete sich 13 Jahre lang dem politischen Journalismus und kehrte zum belletristischen Schaffen zurück. Für Mircea Cărtărescu bedeutet „Rumäne zu sein – Wächter der Ruinen zu sein“. Florin Lăzărescu setzt sich in Iaşi in der Region Moldau für die Wiederbelebung der kulturellen Tradition ein: Er gründete eine Zeitschrift und das größte Literaturfestival des Landes. Vier subjektive Landschaften überlagern sich und bilden eine komplexe und überraschende Landkarte eines Landes, das nach seinem Platz in der Welt noch sucht.

Der Dokumentarfilm ist Teil der von Arte produzierten Dokumentationsreihe „Europa und seine Schriftsteller“. Die 16 Dokumentarfilme stellen Schriftsteller aus ebenso vielen Ländern vor und befragen sie zur europäischen Krise, zur Literatur und zu nationalen Identitäten. Die vorgestellten Länder sind Belgien, Portugal, Island, Österreich, England, Schweden, Irland, Türkei, Deutschland, Griechenland, Italien, Dänemark, Ungarn, Spanien, Frankreich und Rumänien.  

„Rumänien: vier Heimaten“ ist eine Produktion von Les Films d’Ici 2, ARTE France, Hi Film Productions in Zusammenarbeit mit TVR - der Fernsehgesellschaft Rumäniens und mit der Unterstützung von Centre National de la Cinématographie et de l’image animée (Frankreich).

Norman Manea, 1936 in der Bukowina geboren, ist einer der wichtigsten rumänischen Exil-Autoren. Seit 1986 lebt er in New York, wo er als Professor für Europäische Kulturstudien am Bard College lehrt. Bei Hanser erschienen zuletzt „Die Rückkehr des Hooligan (Ein Selbstporträt, 2004), „Oktober, acht Uhr (Erzählungen, 2007) und „Der Bunker (Roman, 2012). 2011 erhielt Manea den Nelly-Sachs-Preis. Als einziger rumänischer Autor wird Norman Manea demnächst mit dem FIL-Preis für Literatur in romanischen Sprachen, eine der wichtigsten Auszeichnungen der lateinamerikanischen Literatur, ausgezeichnet. Der Preis wird Ende November 2016 auf der Internationalen Buchmesse im mexikanischen Guadalajara verliehen.

Die Produktionen der Rumänin Ada Solomon werden auf den renommiertesten Filmfestivals der Welt gezeigt, in Berlin ebenso wie in Cannes, Locarno und Venedig oder beim Sundance Film Festival. Mittlerweile haben die Arbeiten der Erfolgsproduzentin schon weit über 100 wichtige Preise gewonnen, darunter etwa den Goldenen Bären und das Heart of Sarajevo. Letztes Jahr reüssierte sie erneut in Berlin, und zwar mit Aferim!, für den sie beim LET''S CEE Film Festival 2015 den Publikumspreis erhielt.

Zurück