Želimir Žilnik
Regisseur und Produzent
„Wenn es so etwas wie ein europäisches Kino gibt, das mehr ist als der Querschnitt aller zwischen Ural und Atlantik gedrehten Filme, dann ist Želimir Žilnik einer der wichtigsten Vertreter dieses Kinos”, urteilte die FAZ vor wenigen Monaten. Der Serbe macht seit über 45 Jahren Filme, kurze wie lange, Spielfilme wie Dokumentationen und natürlich auch Dokudramen, ein Genre, als dessen Mitbegründer er sogar gilt. Er hat sich als Sozialkritiker, als Intellektueller und natürlich auch als Filmemacher über die Jahre einen herausragenden Namen zu machen vermocht. Dabei hat es das Schicksal anfänglich gar nicht gut mit ihm gemeint: Geboren wurde er 1942 in einem Konzentrationslager bei Niš. Und aufgewachsen ist er, weil seine Eltern von den Nazis bzw. den Chetniks als Partisanen getötet worden waren, bei seinen Großeltern. Želimir Žilnik hat als Rechtsanwalt gearbeitet, ehe er sich endgültig dem Filmemachen zuwandte. Mit Early Works gewann er 1969 in Berlin bereits in sehr jungen Jahren einen Goldenen Bären. Er gilt als bedeutender Protagonist des Novi Film, einer Bewegung, die in Jugoslawien für eine künstlerische und politische Erneuerung stand und vom Regime als Schwarze Welle bald verfolgt wurde. Der de facto mit einem Arbeitsverbot bedachte provokante Freigeist ging daraufhin nach Deutschland, wo er in den 1970er Jahren unter anderem die Filme Öffentliche Hinrichtung und Paradies. Eine imperialistische Tragikomödie produzierte. Seine Auseinandersetzung mit dem Thema Terrorismus stieß aber auch dort auf immer heftigeres Missfallen durch die Staatsmacht. Žilnik sah sich gezwungen, nach Jugoslawien zurückzugehen. Dort widmete er sich erneut dem Dokudrama. Soziale Konflikte aus der Sicht einfacher Menschen darzustellen, wurde bald zu seinem Markenzeichen. Stets radikal unabhängig hat Žilnik ein Werk geschaffen, das die jeweilige Gesellschaft und ihre politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen kritisch unter die Lupe nimmt. Zuerst das sozialistische Jugoslawien und später die BRD der 1970er Jahre. Dann Jugoslawiens Zerfall, die Balkankriege der 1990er Jahre und die ständig wandelnden Staatlichkeiten und zuletzt eben die neuen Grenzen sowie Migration und Abschottungstendenzen in Europa. Die dieser Thematik entsprechenden Arbeiten Fortress Europe, die Kenedi-Trilogie und auch sein brandaktueller Film Logbook Serbistan wurden vielfach ausgezeichnet. „Ich bin nicht gläubig”, hat Žilnik vor ein paar Jahren erklärt, „aber ich habe die ganze Zeit versucht, die Dinge so zu machen und mein Leben so zu leben, dass es mich nicht stören würde, wenn ich am Ende vor Gott stehe.”
Želimir Žilnik auf dem LET'S CEE Film Festival 2015 - alle Termine & Karten:
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