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10. Mai 2012

598 Minuten des Spielfilm-Wettbewerbs

598 Minuten sind die Produktionen, die im Spielfilm-Wettbewerb des von mir und meinem Team kuratierten LET’S CEE Film Festivals laufen, in Summe lang. 598 Minuten, die über Gemeinsames und Trennendes in der Bildsprache und im Erzählrhythmus von Spielfilmen aus Zentral- und Osteuropa Zeugnis ablegen.

Welches Zeugnis? Nun, vielleicht lässt sich ein roter Faden durch die gezeigten Meisterwerke am ehesten spinnen, wenn man annimmt, dass jeder Film, mit dem ihm eigenen Zugang und ihm immanenten Anliegen, Identitäten in einem sich in Auflösung begriffenen Verband bespricht; ein Thema, das (nicht nur) in den CEE-Staaten auf hohes Interesse stößt. Die Stärke der in diesem Kontext geschaffenen Figuren beziehungsweise die unterschiedliche Art und Weise, wie die Filmschaffenden formale Zwänge beachten, aber zugleich mit gängigen Genremustern spielen, entspricht der kulturellen Vielfalt Mittel- und Osteuropas.

Vom Historiendrama Lidice zum Experimentalfilm Jannan ev dzainere/Joan and the Voices, von den bunt gezeichneten Charakteren in Zenne/ Zenne – Dancer hin zum bitteren Widerstreben des Menschen gegen die Natur in Sibir, Monamour/Siberia, Monamour, bis von Zerwürfnissen in der Familie aus der Sicht der jeweiligen Geschlechterrolle in Lahko noč, gospodična/Good Night, Missy und Toată lumea din familia noastră/Everybody in Our Family: Wie unterschiedlich dies in den jeweiligen Filmen umgesetzt und dabei durch die Bank atmosphärische Dichte erzeugt wird, ist erstaunlich und spannend zugleich anzusehen.

Fest steht: Ob Newcomer oder arrivierter Filmemacher, jeder im Wettbewerb vertretene Regisseur findet seinen eigenen Platz in den gezeigten Geschichten und bringt diese mit seiner Vision gekonnt zu Ende. Die diesjährige Auswahl führt von Bukarest nach Jerewan, von Ljubljana nach Monamour in Sibirien. CEE als nicht nur geografisch sehr großer und nicht exakt definierter Raum bietet naturgemäß genügend Platz für ein Riesen-Spektrum an Dramen. Es galt also einen großen Bogen zu spannen, um hier in Wien und innerhalb einer einzigen Woche eine Auswahl der besten Produktionen zu zeigen, welche diese Bezeichnung rechtfertigt.

EU XXL FILM, mein Team und ich sind zuversichtlich, genügend unterschiedliche und eben herausragende Spielwiesen der Gattung Drama gefunden zu haben, die hoffentlich auch auf das Wohlwollen des Publikums stoßen. Womit uns nur noch eines zu wünschen bleibt: Gute Unterhaltung und gute Projektion!

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