Über den Begriff der „Freiheit“ wird neuerdings viel diskutiert. Wer ist frei, wer ist es nicht, und wie fühlt sich diese Freiheit denn eigentlich an? Welche Freiheit ist echt, welche nur ein größeres, schöneres Gefängnis? Die Freiheit des einen mag die Gefangenschaft des anderen bedeuten, und der Freie in den Augen des Gefangenen nur einer Illusion von Freiheit erlegen, der er sich noch dazu freiwillig ergibt. Der Einäugige ist der Blinden König, sagt man. Doch wenn die Blinden sich erheben, können sie sich der Dunkelheit überhaupt entledigen und sich von ihren Fesseln befreien, ohne dass der Einäugige ihnen den Weg weisen, ihnen seine Sicht aufoktroyieren muss?
Unsere Freiheit ist also stets von anderen abhängig. Und das ist im Angesicht der weltweiten Konflikte heutzutage klarer denn je. Es stehen sich Weltanschauungen gegenüber, Größenwahn ist zur Tagesordnung geworden und der Leviathan hält seine hässliche Fratze täglich in die Handykameras. Und all diese gegenläufigen „Freiheiten“ hinterlassen den Beigeschmack einer alten Weltordnung, der die Menschen nicht mehr vertrauen, der sie nur gehorchen, weil sie um ihr ohnehin schon kurzes Leben fürchten. Eine Weltordnung, die mit dem Kalten Krieg und den Wirtschaftskrisen mit dem Anfang ihres Endes konfrontiert war, ohne dass bis heute das Ende in Sicht ist.
Im diesjährigen Kurzfilmwettbewerb des LET’S CEE Film Festivals spiegelt sich höchst interessant, oftmals klug und überraschend, die Auseinandersetzung mit dieser für unsere Zeit so relevanten Frage wider. Wie schmeckt unsere Freiheit, wie fühlt sie ich an? Wir standen vor einer schwierigen Entscheidung, denn das Niveau der Einreichungen war erstaunlich hoch und der Bezug zum Thema, ob subtil oder eindeutig, oftmals sehr fein herausgearbeitet, mit Lokalkolorit und den universellen, kulturellen Attributen versehen, die gute Filme ausmachen. Ob es nun Beiträge sind wie der ukrainische Streifen UKRAINIAN LESSONS, der beklemmende, polnische Sci-Fi-Film ALBERT oder die selbstreflexive und humorvolle serbische Produktion UKRONIJA.
Bei der Sichtung der vielen Einreichungen wurde uns wieder einmal klar, wie unterschiedlich wir alle den Begriff „Freiheit“ und seine Beschaffenheit definieren, wie subjektiv diese Freiheit eigentlich ist und wie fragwürdig das menschliche Bestreben, diese unsere Freiheit jemand anderem aufzuzwingen. Nichtsdestotrotz verbinden alle Kulturen und Völker „Freiheit“ mit gewissen humanistischen Prinzipien wie Selbstbestimmung, Mobilität, Meinungsäußerung, körperliche und psychische Unversehrtheit, und der Ausübung „freiheitlicher“ Rechte, die ein jeder Mensch haben sollte. Schließlich ist der Humanismus das Grundprinzip, auf das wir uns als gemeinsamen Nenner interkulturell einigen können, wenn es um „Freiheit“ geht.
LET'S CEE Kurzfilm-Wettbewerb - alle Termine HIER; der Eintritt ist frei.
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