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23. Juli 2013

Kurzfilm-Wettbewerb

LET'S CEE Kuratoren Arash und Arman T. Riahi:

Im Angesicht weltweiter gesellschaftspolitischer Umbrüche, steigender Radikalisierung und der heimlichen Aushöhlung der Menschenrechte durch undurchsichtige Machtapparate ist die Zivilgesellschaft stärker denn je Gegenstand der Werke internationaler Filmemacher. Und zwar eben auch im Kurzfilmgenre, das aufgrund seiner zeitlichen Beschränkung zwar aufs Wesentliche reduziert ist, aber oftmals eine unabhängigere und spontanere Auseinandersetzung mit dem Medium ermöglicht.

Der moderne zentral- und osteuropäische Film setzt sich freilich nicht bloß mit den aktuellen Gefahren für die Zivilgesellschaft auseinander. Auch die Narben vergangener Konflikte sind für viele Regisseure ein wichtiges Thema, wie man in den einfühlsamen Wettbewerbsbeiträgen The Return (Blerta Zeqiri, Kosovo), sowie Shkurta (Arzana Kraja, Kosovo) oder im berührenden Home (Russland) von Ruslan Magomadov sehen kann, der Geschichte eines alten Mannes, dem im kriegsgebeutelten Grosny nichts geblieben ist außer sein Zuhause.

Es stellt sich die Frage, ob sich die Zivilgesellschaft heutzutage bis in ihre – wohlgemerkt durchleuchteten – eigenen vier Wände zurückdrängen lässt oder ob sie Antworten parat hat für die Probleme dieser Welt, ob sie bereit ist für mehr zu kämpfen als nur das eigene Wohl. Zwar macht ein Bürger noch keine handlungsfähige Gesellschaft, doch hat die Geschichte regelmäßig bewiesen, dass es die Courage einzelner Menschen war, die das Schicksal der Gesellschaft in humanere Bahnen gelenkt hat. So ist etwa der Umgang der Protagonistin von Christian Pascariu’s One year after mit dem für den Tod ihres Gatten verantwortlichen Mannes ein Spiegelbild universeller Fragen zum Zustand der Gesellschaft: Lassen wir Hass und Wut unser Schicksal bestimmen? Kann das Individuum überhaupt mehr als nur Individuum sein? Natürlich, sagt Janno Jürgens mit seinem Film Distance (Estland), einer außergewöhnlichen Vater-Sohn-Geschichte. 140 Drams von Oksana Mirzoyan (Armenien) geht noch einen Schritt weiter und zeigt die Kleinsten der Gesellschaft als mündig und Teil eines größeren Ganzen.

Doch auch Humor spielt eine große Rolle, ist er doch eine der wichtigsten Strategien zur Bewältigung schwieriger Lebensumstände, wie wir beispielsweise in Kamila Safinas Roald Dahl-Adaption Chippendale (Russland) oder in Stremt 89, einer kurzen Doku von Anda Pușcaș und Dragoș Dulea aus Rumänien, erfahren. Ana Nedeljković und Nikola Majdak jr. hingegen verwenden schwarzen Humor und Satire in ihrem mehrfach ausgezeichneten Beitrag Rabbitland, um ihre Kritik an der heute oftmals passiven Mehrheitsgesellschaft anzubringen.

Fazit: Die Auswahl der Beiträge zeigt, dass den Ideen der Filmemacher, die Auseinandersetzung mit dem Thema Zivilgesellschaft in spannende Geschichten zu transformieren, kaum Grenzen gesetzt sind.

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