Das Asthenische Syndrom ist eine Art Hypochondrie, gemischt mit Melancholie. Es ist ein schrecklicher Zustand, an dem Nikolai, gespielt von Sergei Popov, der auch am Drehbuch mitarbeitete, leidet. Dem Lehrer ist alles egal, und diese Einstellung überträgt sich auch auf seine Schüler. Aber es scheint, als habe nicht nur er das Syndrom. Mehr und mehr sieht es danach aus, als sei die gesamte Gesellschaft daran „erkrankt“. Kira Muratova, heute 83 Jahre alt, galt zur Sowjetzeit als die bedeutendste Regisseurin des Landes. Sie selbst sagte über The Asthenic Syndrome, der Film sei ein Porträt des Zustandes der Menschheit. In der Sowjetunion sah man ihn wohl eher – und zu Recht – als heftige Kritik am Zustand einer verknöcherten, leb- und ideenlosen Gesellschaft, die sich nicht mehr weiterentwickelt. Der berühmte Film aus dem Jahr 1989 gilt als der „letzte verbotene“ Film der UdSSR. Für die Berlinale 1990, wo er einen Silbernen Bären gewann, musste er außer Landes geschmuggelt werden. In seiner Heimat durfte der Film zunächst gar nicht und später nur in kleinen Filmclubs mit „erklärender Einführung“ gezeigt werden. Gleichzeitig war er künstlerisch hoch angesehen und wurde bei der Verleihung der nationalen Filmpreise im Jahr 1991 als Bester Film ausgezeichnet. Ein wahrer Klassiker.
Astenicheskiy sindrom
Kira Muratova
Aleksandr Chernykh, Kira Muratova, Sergei Popov
Olga Antonova, Sergei Popov, Galina Zakhurdaeva
Spielfilm
Lifetime Achievement Award, Retrospektive 100 Years
UdSSR
1990
Russisch mit engl. UT
153 min.
Ukrainian State Film Agency / Oleksandr Dovzhenko National Centre