Yevgeni Franzevich Bauer, ursprünglich böhmischer Herkunft, war einer der bedeutendsten Regisseure des vorrevolutionären Russland und prägte das nachfolgende hoch qualitative Filmemachen des Landes entscheidend. So arbeitete etwa der spätere Meisterregisseur Lev Kuleshov bei Bauer als Ausstatter. Dieser kurze, 1914 – im selben Jahr wie sein Sozialdrama Stumme Zeugen – entstandene Kriegspropagandafilm ist heutzutage kaum noch bekannt, aber er zeigt Bauers hervorragende Qualitäten als Regisseur. Der englische Titel Glory to Us, Death to the Enemy klingt sehr martialisch, tatsächlich aber behandelt Bauer das heroische Thema eher ironisch. Es geht um eine junge Kriegsbraut, deren Mann an die Front abkommandiert wurde. Sie selbst beschließt, als Krankenschwester zu arbeiten und der patriotischen Sache zu dienen. Das Interessante und Ungewöhnliche an dem Kurzfilm ist, dass das Geschehen beinahe zur Gänze aus ihrer Perspektive, also der einer Frau, gezeigt wird. Der Krieg wird als schrecklich gezeichnet, mit all der Trauer und dem Leiden, das er verursacht. Die Krankenschwester muss sich des Übergriffes eines Soldaten erwehren, der versucht, sie zu vergewaltigen. Sie verwundet ihn und zieht dann seine Uniform an, um die wichtige Mission auszuführen, die eigentlich er erledigen hätte sollen.
Pianist
Live Musikbegleitung während der Stummfilme For you, Poland; Glory to Us, Death to the Enemy; The Heroine from Jiu; The Last Night
In Wien: 13. bis 16. April
Slava – nam, smert – vragam
Yevgeni Bauer
Yevgeni Bauer
Dora Tschitorina, Ivan Mosjoukine
Stummfilm
Retrospektive Women and War, Films and Music
Russland
1914
31 min.
Cinémathèque Royale de Belgique
Sonntag 15.04.
20:15 Urania, mittlerer Saal