Aleksei German Jr. zeichnet in seinem Film einen entscheidenden Abschnitt im Leben des russischen Schriftstellers Sergei Dovlatov nach. Im November des Jahres 1971, Dovlatov ist gerade 30 Jahre alt, herrscht in Leningrad düstere Stimmung – aber nicht nur dort. Mit der Machtübernahme Leonid Breschnews Mitte der 1960er Jahre war die kurze Ära des „Tauwetters“ beendet, und die Politik – auch und gerade Künstlern gegenüber – wurde intoleranter. So sahen sich auch Dovlatov, sein Freund Joseph Brodsky – die als Juden beide besonders „unter Beobachtung“ standen – und zahlreiche weitere Mitglieder der Leningrader Intelligentsija zunehmend Restriktionen gegenüber. Germans Film ist getragen von Versuchen der Auflehnung einerseits und steigender Resignation andererseits. Dovlatovs oftmals ironische Texte wurden in der UdSSR gar nicht erst veröffentlicht, Brodsky wiederum wurde 1972 ausgebürgert und lebte später in den USA. 1987 erhielt er den Literatur-Nobelpreis. Dovlatov hingegen wollte unbedingt in der Sowjetunion bleiben und dort arbeiten, 1978 allerdings verließ auch er das Land. Er starb 1990 im Alter von nur 49 Jahren. Alexey Germans Epochen charakterisierendes Künstlerportrait lief kürzlich im Wettbewerb der Berlinale, die Kostüm- und Production-Designerin Elena Okopnaya wurde dafür mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet.
Darsteller Dovlatov
In Wien: 14. April
Filmkritiker, Kurator Spielfilm-Wettbewerb
In Wien: 13. bis 20. April
Dovlatov
Aleksei German Jr.
Aleksei German Jr., Yulia Tupikina
Milan Marić, Danila Kozlovsky, Helena Sujecka
Spielfilm
Spielfilm-Wettbewerb
Polen, Russland, Serbien
2018
Russisch mit engl. UT
126 min.
Alpha Violet