Das kleine bulgarische Dorf Golyam Dervent liegt an der türkischen Grenze. Am Höhepunkt der europäischen Flüchtlingskrise im Jahr 2015 wurde es für viele Asylsuchende zum Tor nach Europa. Der Postbote Ivan, ein langjähriger Einwohner, hat eines Tages eine Idee: Er will Bürgermeister werden und den aussterbenden Ort durch die Aufnahme von syrischen Asylsuchenden retten. Er plant, sie in mittlerweile verlassene Häuser einzuquartieren und ihnen so die Chance auf einen Neubeginn zu geben. Sein Konkurrent im Wahlkampf, ein Kommunist, setzt sich hingegen für die Schließung der Grenzen ein. Während Ivan seiner Arbeit nachgeht und die Post austrägt, versucht er den 38 potentiellen Wählern – mehr sind nicht übrig geblieben – seine Vision näher zu bringen. Seine Idee stößt freilich nicht nur auf Beifall. Unverhohlene Xenophobie, verführerische Demagogie, kommunistische Nostalgie und sozialer Zynismus: All das und noch viel mehr trifft in dieser „grandiosen dokumentarischen Studie“ (Variety) zusammen. Tonislav Hristov verbildlicht in seinem oft lustigen wie auch etliche Male traurigen Dokumentarfilm den Kontrast zwischen den mit der Flüchtlingskrise auf internationaler Ebene verbundenen Problemen und den höchst persönlichen Ängsten der Betroffenen vor Ort.
Lubomir Tsvetkov
Drehbuchautor The Good Postman
In Wien: 21. bis 23. März
Tonislav Hristov
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm-Wettbewerb
Bulgarien, Finnland
2016
Bulgarisch mit engl. UT
82 min