Zosya Rodkevich ist erst 22 Jahre alt, als sie von ihrem Sender den Auftrag bekommt, einen Beitrag über Boris Nemzow zu drehen. Aus ihrer anfänglichen Skepsis gegenüber dem ehemaligen russischen Vizepräsidenten und Jelzin-Vertrauten entwickelt sich letztlich eine Freundschaft, die bis 27. Februar 2015 anhält. An diesem Tag wird Wladimir Putins zwischenzeitlich wohl offenherzigster Gegner nämlich in Sichtweite zum Kreml erschossen. Rodkevich zeichnet ein persönliches Portrait eines Mannes, der längst zum Sinnbild der russischen Opposition geworden ist, und zeigt, wie das offizielle Russland heute mit ernst zu nehmenden politischen Widersachern umzugehen pflegt. Boris Nemzow ist bei Wahlkampf-Auftritten ebenso zu sehen wie bei Protestmärschen, im Büroalltag, im Gerichtssaal, bei nächtlichen Spaziergängen und im Polizeiauto. Die Kameralinse der jungen Filmemacherin vermittelt dem Zuschauer dabei einen der privatesten Einblicke in das Leben eines Politikers, den man wohl jemals zu sehen bekommen hat. Der mit einem Budget von nur 15.000 Euro produzierte Film hat Spielfilmlänge. Er spiegelt eine reale Tragödie wider und steht für das Beste, was ein Dokumentarfilm an emotionalen Qualitäten zu bieten vermag, stets Nemzovs Aussage vor Augen: „Evolution, nicht Revolution ist es, was Russland braucht.“
Moi drug Boris Nemtsov
Zosya Rodkevich
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm-Wettbewerb
Estland, Russland
2016
Russisch mit engl. UT
71 min