„Wer ist mein Vater? War er wirklich ein Krimineller, der das Leben von 4.000 Menschen zerstört hat?“ Quälende Fragen dieser Art stellte sich die lettische Regisseurin Ieva Ozoliņa schon lange. Um Antworten zu kriegen, begab sie sich auf Spurensuche. Mit der Doku My Father The Banker liegt das Ergebnis ihrer Recherchen vor. Sicher ist zu Beginn des Films nur eines: Nämlich dass es der Wirtschaftsprofessor Boriss Osipovs nach dem Zerfall der Sowjetunion sehr schnell mit dubiosen Geschäften zum Millionär brachte. Anfangs noch mit dem Verkauf von Jeans aus dem Westen, später dann mit der Gründung einer Bank, die wie ein Pyramidenspiel aufgebaut war. Dass sie früher oder später implodieren musste, war bestenfalls ihm selbst klar, nicht aber seiner Familie. Am Ende setzte es einen internationalen Haftbefehl und Osipovs war wie vom Erdboden verschluckt. Mehr als 15 Jahre später beginnt seine Tochter, sein Leben zu rekonstruieren. Und stößt dabei auf den Hinweis, dass ein Patient in einer psychiatrischen Anstalt in Malaysia ihr verschollener Vater sein könnte. Doch ist er es wirklich? Und will sie ihn überhaupt noch sehen? Ozoliņas mitreißende Doku ist zugleich ein rasant erzähltes Porträt Lettlands zwischen Kommunismus und Kapitalismus, sowie eines über die Gewinner und Verlierer eines epochalen Systemwechsels.
Ieva Ozolina
Regisseurin My Father the Banker
In Wien: 20. – 23. März
Mans tēvs baņķieris
Ieva Ozoliņa
Dokumentarfilm
East Silver Caravan
Lettland, Malaysia
2015
Lettisch, Russisch, Englisch mit engl. UT
68 min