12. Juni 2015: Die slowenische Musik-Performance-Gruppe Laibach kündigt an, in Nordkorea zwei Konzerte geben zu wollen. Anlass sei der 70. Jahrestag des Endes der japanischen Besatzungszeit. Die westliche Medienwelt vermutet hinter der Ankündigung nur einen raffinierten PR-Gag. Doch dann kommt die große Überraschung: Das kultige Künstlerkollektiv schreibt tatsächlich Musikgeschichte, indem es mit seiner Liberation Day Tour 2015 als erste westliche Band in der fast weltweit verachteten Diktatur Kim Jong Uns auftritt. Laibach bietet freilich schon seit langem immer wieder breite Angriffsflächen. Eben etwa, wenn die Musiker autoritäre Machtstrukturen mit provokanter Symbolik durch den Kakao ziehen. In Nordkorea müssen sie genau deshalb diplomatisches Geschick beweisen. Denn die dort vorherrschende Zensur geht mit einem Kunstverständnis fern der Staatsdoktrin bekanntlich streng ins Gericht. Das Dokumentarmusical Liberation Day imponiert durch Charme, Ironie und Mehrdeutigkeit. So kann es etwa als schräger Brückenbauer gelesen werden, als Film, der Wertesysteme gegenüberstellt – Individualität versus Kollektiv. Gleichzeitig ist die Tour aber auch Beweis dafür, dass es abseits aller ideologischen Differenzen ein Medium gibt, das immer Kommunikation ermöglicht: die Musik.
Liberation Day
Morten Traavik & Uģis Olte
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm-Wettbewerb
Lettland, Norwegen, Slowenien
2016
Englisch
100 min