„Du sollst leben!“ waren die Worte einer verzweifelten Mutter, die sich von ihrem Sohn trennen musste, damit er eine Chance zum Überleben hat. Sally Perel, bekannt geworden als „Hitlerjunge Salomon“, wurde heuer im April 90 Jahre alt und lebt heute mit seiner Familie in Tel Aviv. Als Zeitzeuge geht er jedes Jahr auf Vortragsreise, um seine beeindruckende und außergewöhnliche Lebensgeschichte weiter zu geben.
In einem Gespräch mit Peter Huemer gibt es nun auch im Aktionsradius Wien Gelegenheit, mehr über den Mann zu erfahren, der – als Jude geboren – in ständiger Angst und in dauerndem Zwiespalt mit sich selbst im 2. Weltkrieg um sein Überleben kämpfte.
Sally Perel überlebt den Krieg in der Uniform seiner Feinde. Der Junge aus Peine in Norddeutschland flieht zunächst mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Polen und später gemeinsam mit seinem Bruder weiter Richtung Osten. Als er in Gefangenschaft gerät, gibt er sich kurzerhand als Volksdeutscher aus und landet schließlich bei der Hitlerjugend in Braunschweig. Aus dem Juden Salomon Perel wird Josef Perjell oder einfach Jupp, wie ihn seine Kameraden rufen.
Öffentlich machte Sally Perel das Geheimnis seiner doppelten Identität erst 40 Jahre später mit dem Buch „Hitlerjunge Salomon“, das 1990 von Agnieszka Holland verfilmt wurde. Er berichtet darin von der inneren Zerrissenheit eines Doppellebens, das ihn sowohl in die Rolle des Opfers als auch des Täters zwang.
In diesem Sinne ist seine Lebensgeschichte ein Plädoyer für das Recht des Menschen auf Leben, jenseits aller Ideologien und Glaubensformen. „Wenn man mit 90 Jahren noch das Gefühl hat, dass man der jungen Generation noch etwas Wichtiges geben und erzählen kann, dann bekommt das Überleben dadurch einen Sinn.“ ist heute das Credo Sally Perels.
Info und Anmeldung: www.aktionsradius.at, Email: office@aktionsradius.at, Tel.: 01 332 26 94.
Antikriegsfilm-Retrospektive
Deutsch
90 min.
Dienstag 06.10.
19:30 Aktionsradius Wien (Gaußpl. 11)