Vor rund sechzig Jahren verschwindet ein Mann. Über Nacht und einfach so. Vier Jahre später taucht er wieder auf. Als ein anderer Mensch. Schwer krank und traumatisiert. Ein dunkles und schmerzhaftes Geheimnis wird ihn sein restliches Leben lang begleiten. Niemand aus seiner Familie darf ihn fragen, was während seiner Abwesenheit mit ihm passiert ist. Es ist seine Enkelin Tiha K. Gudacs, die Regisseurin dieses Films, die sehr viel später beginnt, die Wahrheit zu erkunden. Sie will herausfinden, was ihr von vielen Narben verunstalteter Großvater nicht und nicht erzählen möchte. Erst nach dessen Tod gelingt es ihr, zahlreiche Puzzlesteine – von alten Familienfotos bis hin zu intimen Zeugnissen von Zeitgenossen – so zusammenzufügen, dass letztlich ein Gesamtbild erscheint. Ein Mosaik, das zeigt, wie sehr das erlebte Grauen selbst nach drei Generationen noch das Leben der Familie zu beeinflussen vermag. Dass auch Tihas Großmutter in Titos Straflager auf Goli (Naked Island) zu einer gebrochenen Seele wurde, verleiht dem Film zusätzliche Dramatik. Das Lob von Cineuropa für die vom Sarajewo Film Festival als bester Dokumentarfilm ausgezeichnete Arbeit fiel jedenfalls fast schon hymnisch aus: „Eine sehr persönliche und berührende, aber auch eine informative, politisch bedeutsame und universelle Geschichte“.
Tiha Gudac
Regisseurin, Drehbuchautorin Naked Island
In Wien: Oktober 2-4
Goli
Tiha K. Gudac
Tiha K. Gudac
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm-Wettbewerb
Kroatien
2014
Kroatisch mit engl. UT
75 min.