Der in eindrucksvollen Bildern erzählte Dokumentarfilm führt in die Region Lattgalen an den östlichen Rand der Europäischen Union. Der Regisseur Viestur Kairish porträtiert die Bewohner eines Dorfes in Lettland und ihren stark von religiösen Riten, Armut und Provinzionalismus geprägten einzigartigen Alltag. Ob Marienprozession, Sonntagsmesse oder Totenmahl: die Menschen in seinem Film, aus ihrer ursprünglichen Heimat geflohene russisch-orthodoxe Christen, wirken stets irgendwie abwesend, in sich gekehrt und sogar in Gesellschaft einsam. Nämlich „einsam wie ein Pelikan in der Wüste“. Der Titel des Dokumentarfilms verweist dabei auf ein Bild einer jüdischen Legende, der zufolge ein Pelikan mit seinem eigenen Blut seine hungrigen Kinder ernährt. Apropos: Früher war die Bevölkerung in manchen Städten dieser Gegend bis zu 90 Prozent jüdisch.
Kairish wirft in seiner Produktion einen sehr persönlichen und gleichzeitig poetischen Blick auf die Landschaft, die Menschen und das Leben in seiner Heimat. Gleichzeitig eröffnet er dem Zuseher auch die Möglichkeit, den Alltag der dort lebenden Menschen mit der eigenen Lebenssituation sowie den eigenen Werten und Riten zu vergleichen. Vor allem aber ist Pelican in the Desert ein Film über das drohende Verschwinden einer ganzen Kultur beziehungsweise Zivilisation.
Regisseur Pelican in the Desert
Anwesend am 03. und 04. Oktober
(Aufenthalt in Wien: 02.-05.Oktober)
Kuratorin Dokumentarfilm-Wettbewerb
Pelikāns tuksnesī
Viestur Kairish
Viestur Kairish
Dokumentarfilm
Dokumentarfilm-Wettbewerb
Lettland, 2014
Lettisch, Russisch, engl. UT
70 min